Story of Seasons, im Original Bokujō Monogatari genannt, ist eine traditionsreiche Bauernhof Simulation des japanischen Publishers Marvelous. Die Reihe startete 1996 auf dem Super Nintendo und hat sich seither zu einem festen Bestandteil der Gaming Welt entwickelt. Ziel ist es, einen heruntergekommenen Hof aufzubauen, Felder zu bewirtschaften, Tiere zu pflegen und enge Beziehungen zu den Dorfbewohnern zu knüpfen.
Bis 2013 war die Reihe unter dem Namen Harvest Moon bekannt. Aus lizenzrechtlichen Gründen wurde ein Rebranding durchgeführt, wodurch alle nachfolgenden Spiele den Titel Story of Seasons tragen. Unter dem Namen Harvest Moon erscheinen zwar weiterhin Spiele, doch meiner Meinung nach können diese qualitativ nicht mit den Originaltiteln von Marvelous mithalten.


Meine persönliche Beziehung zur Reihe
Ich spiele diese Reihe seit 1999, angefangen mit Back to Nature. Für mich ist Story of Seasons das, was Animal Crossing für viele andere ist – eine echte Wohlfühlreihe, die mich immer wieder in eine entspannte, entschleunigte Welt abtauchen lässt. Nach dem DS Ableger Inselparadies im Jahr 2007 hatte ich jedoch das Gefühl, etwas ermüdet zu sein und legte eine lange Pause ein. Erst mit Friends of Mineral Town für die Switch habe ich die Reihe wieder neu für mich entdeckt. Grand Bazaar ist daher mein erster Ausflug in diesen speziellen Teil der Serie. Es fühlt sich fast wie eine Zeitreise an, die vertraute Mechaniken mit frischem Wind kombiniert.
Handlung und Inhalt des Spiels
Grand Bazaar spielt im idyllischen Brisendorf. Einst war der dortige Basar weit über die Grenzen des Dorfes hinaus bekannt und zog Händler und Besucher aus aller Welt an. Doch inzwischen ist er in Vergessenheit geraten, nur wenige Menschen verirren sich noch dorthin.
Hier kommt der Spieler ins Spiel: die Aufgabe besteht darin, den Basar wieder zum Leben zu erwecken. Dafür müssen Waren angebaut, hergestellt und verkauft werden. Gleichzeitig gilt es, Beziehungen zu den Dorfbewohnern aufzubauen und den Basar Schritt für Schritt in seinen alten Glanz zurückzuführen. Grand Bazaar bringt einige Mechaniken mit, die es so in keinem anderen Teil der Story of Seasons Reihe gibt und die das Spiel zu einem besonderen Erlebnis machen.
Der wöchentliche Basar
Das Herzstück des Spiels ist natürlich der titelgebende Basar, der einmal pro Woche stattfindet, immer samstags. Es gibt eine Frühschicht und eine Spätschicht. Besonders spannend: Nur während der kurzen Mittagspause kann man größere Investitionen tätigen, wie den Kauf von Tieren oder den Ausbau von Haus oder Feldern. Anfangs fand ich diese Einschränkung etwas merkwürdig, aber nach einigen Wochen im Spiel hat es für mich total Sinn ergeben. Es entschleunigt das Spiel auf angenehme Weise, weil man eine ganze Woche lang planen kann, welche Anschaffungen oder Verbesserungen man vornehmen möchte.
Der Basar selbst fühlt sich wie ein kleines Minispiel an. Man hat saisonale Trend Artikel, die sich zu besseren Preisen verkaufen lassen. Mit einer Glocke macht man auf seinen Stand aufmerksam, und per einfachem Klick verkauft man dann seine Produkte. Mit fortschreitendem Spiel kann man den eigenen Stand sogar ausbauen, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen und zusätzliche Boni zu verdienen. Auch die Naturgeister können beim Verkauf helfen, was die ganze Sache noch spaßiger macht.
Der Wind spielt in diesem Spiel eine zentrale Rolle. Im Verlauf des Spiels erhält man von den Naturgeistern einen Gleiter. Je stärker der Wind weht, desto schneller bewegt man sich damit über die Karte. Das macht nicht nur das Erkunden und Pendeln zwischen Feldern, Basar und Dorf unglaublich flüssig, sondern hat auch einen ganz praktischen Nutzen: Die Windmühlen im Dorf laufen bei starkem Wind schneller und fertigen Produkte wie Mehl, Zucker oder andere weiterverarbeitete Artikel deutlich schneller an. Das bringt zusätzlichen Schwung in den Alltag und macht das Wirtschaften noch effizienter.
Das Anti-Hording-Feature
Ein weiteres cleveres Feature, das ich sehr zu schätzen gelernt habe, ist die Tatsache, dass manche Produkte verderben können – etwa Milch, Butter oder Eier. Anfangs dachte ich, dass mich das nerven würde, weil ich in fast jedem Spiel dieser Reihe einen kleinen Sammeltrieb entwickle und versuche, jedes Item mindestens einmal auf Lager zu haben. Aber genau dieses Feature hat meinen Hording Instinkt ausgebremst und das Spiel entspannter gemacht.
Ein weiteres modernes Feature ist die flexible Charaktererstellung. Man kann sich frei entscheiden, ob man als Mann, Frau oder non-binär spielen möchte. Außerdem lässt sich der Look des Charakters individuell anpassen – von Frisuren über Haar- und Augenfarben bis hin zur Kleidung. Besonders praktisch: Diese Anpassungen können im Spiel jederzeit geändert werden, sodass man immer wieder mit einem frischen Stil durch Brisendorf spazieren kann.
Die Dorfbewohner und Heiratskandidaten
Brisendorf ist ein kleines, aber lebendiges Dorf mit einer Vielzahl von Charakteren, die alle ihren eigenen Charme haben. Jeder Bewohner hat seinen eigenen Tagesablauf, besondere Vorlieben und kleine Eigenheiten, die das Kennenlernen spannend machen. Was die Heiratskandidaten angeht, muss ich jedoch ehrlich sagen: So richtig angesprochen hat mich dieses Mal keiner.
Die Bachelors wirken für meinen Geschmack einfach zu jung designt. Ich hätte mir gewünscht, dass es ein breiteres Angebot gibt, um auch ältere Zielgruppen besser abzuholen. Am Ende zählt aber natürlich der Charakter und da haben einige Kandidaten wirklich viel zu bieten. Ganz persönlich hätte ich mir gewünscht, dass Felix, der muskulöse Bürgermeister, als Heiratskandidat verfügbar wäre. Er ist ein großartiger Charakter mit einer starken Präsenz und viel Humor. Schade, dass er nur eine Nebenrolle spielt.
Ein großes Plus: Es gibt keine Rivalen, die einem die potenziellen Partner „wegschnappen“ können. Das nimmt den Druck heraus, sich schnell für jemanden zu entscheiden, und erlaubt es, Beziehungen in Ruhe aufzubauen.
Synchronisation
Das Spiel bietet sowohl japanische als auch englische Sprachausgabe, die man jederzeit im Menü wechseln kann – ich persönlich genieße die entspannte Atmosphäre am liebsten mit japanischem Audio.
Kritikpunkte am Spiel
So sehr mich Grand Bazaar begeistert, ein paar Punkte stören mich dann doch. Allem voran die Ausdauer. Sie sinkt im Alltag viel zu schnell, was besonders in den ersten Spielwochen nervig sein kann. Nach zwei Runden Feldbewässerung ist die Stamina schon im Keller. Ich habe mich gefühlt, als würde ich den ganzen Tag nur gegrillten Fisch essen und in den Badebrunnen springen, um überhaupt über die Runden zu kommen. Bisher habe ich nur eine Kraftbeere gefunden, das ist einfach zäh.
Auch das Mining empfinde ich als zu grind-lastig. Besonders beim Kupfererz kann es ewig dauern, bis man genügend Materialien zusammen hat, um die Werkzeuge zu verbessern. Das bremst den Spielfluss, der ansonsten so angenehm entspannt ist.
Fazit
Grand Bazaar überrascht mich mit so vielen kleinen und großen Neuerungen, die den Spielablauf angenehmer und spaßiger machen. Der Druck, möglichst schnell alles zu erreichen, wurde fast komplett herausgenommen, was für mich den größten Reiz ausmacht. Es fühlt sich entschleunigt, charmant und trotzdem motivierend an. Für mich ist Grand Bazaar das perfekte Wohlfühlspiel, das ich seit Jahren gesucht habe, ein moderner Klassiker in meiner Lieblingsreihe, der zeigt, wie viel Herzblut Marvelous auch heute noch in Story of Seasons steckt.
Ich liebe es. Und für meine sozialen Kontakte bin ich erstmal nicht erreichbar. Sorry, not sorry.
Isa, Nerdybunch